Über die Zukunft der Gastronomie reden alle, aber nur selten meinen sie den Einsatz moderner Technik. Geschickt eingesetzt, könnten fliegende Hilfsmittel wie Kellner-Drohnen allerdings ein Mittel sein, um Personalprobleme zu beheben.

Der technische Fortschritt macht auch vor der Gastronomie nicht Halt. So ist der NZZ-Gastrokritiker Wolfgang Fassbender davon überzeugt, dass sich zum Beispiel sogenannte Ordercubes in vielen Restaurants durchsetzen werden. In Asien sind sie da schon einen Schritt weiter: Die Restaurantkette Timbre prüft bereits die Nutzung fliegender Kellner-Drohnen.

Kellner-Drohnen fliegen Champagner und Hühnerkeulen an den Tisch

Autor: Wolfgang Fassbender

Kellner-Drohnen fliegen Champagner und Hühnerkeulen an den Tisch

Kellner-Drohnen fliegen Champagner und Hühnerkeulen an den Tisch

Wenn mein Vater von den Automatenrestaurants seiner Jugend berichtete, staunte ich Bauklötze. Als ich aufwuchs, in den Siebzigern, waren sie nämlich längst verschwunden, die Lokale einer zuvor vermuteten Zukunft. Und das, nachdem man sie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewundern konnte, die Zeugen einer beginnenden Automatisierung.

Doch vielleicht waren sie ihrer Zeit voraus, jene Lokale in Berlin, New York und vielen anderen Großstädten. Irgendwann stellte sich heraus, dass die Menschen kein Interesse mehr hatten an Restaurants, in denen Speisen in gläsernen Schließfächern standen, die sich nach dem Einwurf von Münzen öffneten. Die letzten Automatenrestaurants verschwanden in den Sechzigern, bestellt wurde fortan bei echten Menschen.
Technik im Service war lange verpönt – warum eigentlich?

Doch inzwischen scheint die Zeit wieder reif für eine neue Form des Technikeinsatzes im Restaurant. Was spricht dagegen, bestimmte Teile der Kellnertätigkeit automatisieren zu lassen? Schliesslich werden Gläser ja auch nicht mehr von Hand gespült, sondern automatisch gereinigt.

Dass der Markt für ausgebildete Servicemitarbeiter ausgedünnt ist, macht die Sache für Wirte ja nicht einfacher. Nach kompetenten Kellnerinnen und Kellnern müssen viele Gastronomen heute lange suchen. Da wäre es doch eine gute Lösung, vergleichsweise anspruchslose Arbeiten an Maschinen zu delegieren und sich, was die Menschen angeht, auf das Wichtigste zu konzentrieren.

Ordercubes haben Zukunft

In einem Lissaboner Restaurant sah ich neulich, was auch bisweilen in der deutschen und Schweizer Gastronomie diskutiert wird: die automatisierte Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Reisende kennen diese Form der Kommunikation aus dem Flugzeug, wo der Flight Attendant mittels Knopfdruck herbeigerufen werden kann. In vielen Restaurants werden sich auf dem Tisch platzierte Stationen zur Kontaktaufnahme, beispielsweise sogenannte Ordercubes, durchsetzen.

Was manche Gäste und Inhaber kleiner, feiner Lokale befremden wirken mag, kann in grossen, unübersichtlichen Betrieben tatsächlich ein echtes Hilfsmittel sein. Die Arbeit der Mitarbeiter wird im idealen Falle vereinfacht, unnötige Kontrollgänge können vermieden werden. Bleibt also mehr Zeit, um sich den wirklich wichtigen Dingen zu widmen – der Weinberatung etwa oder dem Anpreisen der Tagesdesserts.

Drohnen als Hilfsmittel

Doch warum soll man auf halbem Wege stehenbleiben? Glaubt man der Firma Infinium Robotics, gehört die Zukunft den fliegenden Hilfskellnern. Getränke und Speisen sollen in der Küche oder an der Bar auf Drohnen verladen und an Richtung Gast geflogen werden. Schmutziges Geschirr und geleerte Gläser nähmen den gleichen Weg zurück.

Während Kellnern ähnelnde Roboter auf Rollen oder zwei Beinen noch nicht zur Gänze einsatztauglich sind, gibt es die Drohnen in der Gastronomie bereits. Die asiatische Restaurantkette Timbre prüft eine Nutzung, sogar der Premierminister von Singapur liess sich mit dem in seiner Heimat erfundenen Gerät fotografieren. Ob die Luftfahrzeuge in einem nächsten Schritt auch Flaschen entkorken und Reklamationen zu versalzenem Essen entgegennehmen, wurde bislang nicht mitgeteilt. (Quelle: www.bellevue.nzz.ch, Autor: Wolfgang Fassbender)