Was passiert, wenn zwei ambitionierte Bauern die Idee haben, Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu züchten? Etwas Außergewöhnliches! Derek und Paul Kelly, Putenfarmer im britischen Essex, haben ihre Zuchtziele neu definiert. Aus „schneller, weiter, höher“ wurde „langsamer, robuster, traditioneller“. Seit 1970 züchten sie KellyBronze® Puten und halten die Tiere, wie es die Natur einst vorgesehen hat.
Die Freilandhaltung spielte bei dieser neuen Art der Züchtung fortan eine wichtige Rolle. Denn die Puten bekamen nicht nur Tageslicht und frische Luft, sondern auch viel Bewegung. Die Folge waren zufriedene Tiere – und dementsprechend zufriedene Bauern. Seit einigen Jahren hält Paul Kelly eine Herde seiner KellyBronze® Puten unter absolut natürlichen Bedingungen ausschließlich im Wald.
Daniel Willnat hat die Tiere nach Deutschland geholt und hier das „Waldland Puten-Projekt“ ins Leben gerufen. Eine Pionierleistung, die ihresgleichen im Bereich artgerechte Haltung von Bio-Geflügel sucht. Denn gerade Putenfleisch ist der Inbegriff für industrielle Fleischerzeugung ohne sonderliche Rücksicht auf die Tiere – Zeit für Daniel, das zu ändern.
Viel Fläche: Freilauf für gesunde Tiere
Freiland-Puten in Deutschland – angefangen hat Willnat gemeinsam mit seinem Schwiegervater, der auf die spezielle Züchtung der Puten aufmerksam wurde und sofort begeistert war. Rund 300 Puten hielten sie Anfang 2000 auf einer großen Fläche in Oberbayern in klassischer Weide- beziehungsweise Freilandhaltung.
Schnell war klar: Da geht noch mehr in Richtung Tierwohl. Mehr Fläche musste her, also stand ein Umzug an. Seit einigen Jahren befindet sich der Bio-Hof von Willnat mitten in Mecklenburg-Vorpommern.
Zurück zum Ursprung
Teil seiner Ländereien ist unter anderem ein Gebiet von rund drei Hektar Fläche, über das sich Wald und Wiese erstrecken. Beim näheren Hinschauen entpuppt sich dieses Stück Land als Lebensraum zahlreicher Puten.
Auf den ersten Blick fällt auf: Die Tiere sind im Gegensatz zum herkömmlichen Zuchtgeflügel schlanker und kleiner. Was ebenfalls verwundert, ist die Tatsache, dass sich die Tiere frei bewegen dürfen. Die einzige Umzäunung dient dem Schutz der Tiere vor hungrigen Angreifern wie Füchsen.
Wer diesen Beobachtungen auf den Grund geht, wird überrascht sein. Bei den sogenannten KellyBronze® Puten handelt es sich um Rückzüchtungen. Statt auf Superlative, die in der Züchtung von Nutztieren angestrebt wird, wird in jeder Hinsicht auf Entschleunigung gesetzt. Traditionelle, artgerechte Haltung ist nicht nur das Ziel, sondern auch Prämisse.
Bio aus Leidenschaft, mit Herz und Verstand
Bereits seit 1997 wirtschaftet Willnat nach strengsten bio-ökologischen Richtlinien. Aus Überzeugung, wie er versichert. Umweltschutz und Tierwohl gehen für ihn selbstverständlich Hand in Hand – und dafür setzt er sich mit seiner Arbeit ein. Jeden Tag aufs Neue sorgt er dafür, dass es seinem Geflügel an nichts fehlt.
Letztlich profitiere auch der Verbraucher, so ist er überzeugt. Das Fleisch seiner Puten überzeugt durch Qualität und Geschmack: Dadurch, dass sich die Tiere viel bewegen, bilden sie ein feinfaseriges, zartes Fleisch aus, das sich in einem einzigartigen Geschmack niederschlägt.
Weil Tierwohl mehr als nur ein Label ist
Während die Puten in England, wo die KellyBronze® Puten ihren Ursprung haben, am Waldrand in ihrem natürlichen Habitat leben dürfen, müssen in Deutschland gewisse Regularien eingehalten werden.
Die Herausforderung: Eine Verordnung, die in der Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg erlassen wurde: In Deutschland dürfen keine Tiere im Wald gehalten werden. Dennoch hat Willnat es geschafft, sich möglichst weit anzunähern.
Gezielte Abzäunungen, Nachbau von Bepflanzungen und Co. Im Grunde genommen ist ein kleines Reservat speziell für Bio-Geflügel entstanden, ein Forschungsprojekt mit Wiederaufforstung. Innerhalb von nur drei Jahren hat er durch sein Engagement in Sachen Tierwohl einen Durchbruch erzielt, was die Haltungsbedingungen betrifft: Das Waldland Puten-Projekt.
Die Tiere bewegen sich frei auf der abgesperrten Fläche und schlafen im Wald ganz urtümlich auf einem Meter Höhe in Sträuchern und Bäumen. Gefressen wird nach Lust und Laune: Puten suchen sich ihr Futter vom Boden auf. Für die kälteren Monate steht ein offener Stall mit Verpflegung gemäß ökologischer Richtlinien zur Verfügung.
Avantgarde auf dem Bio-Hof
Willnats Initiative macht Schule: Allmählich verbreitet sich der Ansatz, Puten auf Obstfarmen zu halten. Eine wahre Win-Win-Situation für Pute und Besitzer: Die Tiere können sich frei bewegen, Schädlingen wird entgegen gewirkt, da sie ein beliebtes Schmankerl auf dem selbstgestalteten Speiseplan des Federviehs sind.
Für die Green Chefs ist die Haltung von Rassen wie die KellyBronze-Pute auf der Weide oder am Waldrand eine Selbstverständlichkeit. Der Unterschied – auch im Preis – ist gut darstellbar und wer seinen Gästen einmal “richtiges” Putenfleisch vorgesetzt hat, gewinnt auch kulinarisch Fans für diese Rasse und die Haltungsform.
Näheres zu Daniel Wilnats Projekt unter www.freiland-puten.de
Übernommen von Green-Chefs.de