Wenn man Antje de Vries beruflich beschreiben will, helfen die bei vielen üblichen Formulieren wie „nach Stationen in xx und yy ist sie seit Jahren bei ….“ nicht wirklich weiter. Antje verkörpert den Traum von der Unabhängigkeit, kocht an einem Ort, erntet irgendwo in der Ferne Oliven, gestaltet ein Kochbuch mit, entwirft nachhaltige Konzepte und man trifft sie auf Events und bei Fotoshootings. Wie sie das schafft, ist nicht zu erklären – die hohe Motivation hilft der umtriebigen Köchen um die Welt. Hätte Sinatra Antje gekannt, die Bedeutung von „The Lady Is A Tramp“ wäre anders ausgefallen.

Wir trafen Antje bei einem Shooting in der Hamburger Hafencity.

Aus welchem Grund hast Du Dich für die Gastronomie entschieden?

Mit 16 in Texas habe ich auf einem Farmer’s Market in eine sonnenwarme Honey Dew Melone gebissen. Was dann passierte, hat mich total geflasht: so ein unfassbarer Geschmack, so ein blumig-grasiges Aroma, tänzelnde Säure, schmeichelnde Süße – es war um mich geschehen. Als ich dann noch entdeckt habe, wie diese Früchte, Gemüse, die Geschenke der Natur uns dabei helfen, uns mit anderen Menschen über Kulturen und Grenzen hinweg durch gemeinsames Essen zu verbinden, war mir sofort klar: das will ich immer machen!

Antje de Vries
Antje de Vries

Welche Superheldenfähigkeiten hättest Du am liebsten?

Zusammen mit meinen Superheldenkollegen bei den F&B Heroes kann ich ja schon fast alles: tolle Menschen und Orte Kennenlernen, aufregende Gastro-Ideen entwickeln und funkelnde Konzepte zum Laufen bringen, bei denen großartige Teams entstehen und Menschen durch Essen emotional berührt werden – nur Fliegen wäre noch ein bisserl schöner!

Wofür schämst Du Dich?

Wenn ich in eine Küche komme, egal ob als Line Chef, Küchenchef oder Berater, meine Stimme wird automatisch ein bisserl tiefer – ätzende Angewohnheit! Was will ich damit bewirken? Will ich autoritärer klingen? Oder männlich? Eigentlich glaube ich doch daran, dass wir alle in der Küche so sein sollen, wie wir wirklich sind: weiblich, männlich, fluid, verletzlich, unsicher, euphorisch, aufgeregt, ehrlich. Also Hosen runter oder Rock an, Herz in die Hand, Mut an den Pass, Emotionen auf den Teller!

Wen würdest Du gerne mal bekochen?

Ich glaube daran, dass man mit Essen Emotionen auslösen kann und ich glaube auch daran, dass man Emotionen und Energie in Essen hineinkochen kann. Und ich glaube, dass man sich mit Essen ganz fest in der Erinnerung und in den Herzen von Menschen verankern kann. Ich übe noch ein bisserl, hoffe aber, dass ich bald die Möglichkeit habe, mich dem einen Menschen ins Herz zu kochen. Womit? Balinesisch? Mexican? Anatolisch? Cajun? Hauptsache emotional!

Was inspiriert Dich?

Die Natur! Sie beschenkt uns mit so vielem: Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen, Wasser, Mineralien, Wind, Sonne! Wir haben alles, müssen es nur schätzen und uns drum kümmern! Viele Jahrzehnte haben wir das versaut, haben Raubbau betrieben, Artenvielfalt verloren, Ungleichheiten geschaffen oder intensiviert. Es ist Zeit uns zu besinnen und achtsam zu sein. Die Natur hat alles, weiß alles und gibt uns alles – lasst uns sie ehren und feiern!