Der Burger hat eins, Sushi auch, ebenso wie der Taco und natürlich die Pizza. Nur für das deutsche Kultgericht Currywurst gibt es bisher auf den Handys der Welt noch kein Emoji. Das muss sich ändern, findet Currywurst-Aktivist, Gastronom und Berater Tim Koch. Deshalb hat er beim zuständigen Unicode Emoji Subcommittee einen entsprechenden Vorschlag eingereicht. Bewerbungsschluss ist am 31. Juli 2022. Dann entscheidet eine Jury, welche neuen Zeichen im nächsten Jahr in die internationale Liste der Emojis für die Betriebssysteme iOS und Android aufgenommen werden.  

„Die Currywurst ist ein Kulturgut, gehört zu den Aushängeschildern der deutschen Küche und braucht deshalb ein eigenes Emoji, das international als Symbol für Kulinarik made in Germany verstanden wird“, erklärt Tim Koch, einer der Gründer der Kette Bobby&Fritz. Seit Jahren schon engagiert sich der Unternehmer für das Kultgericht aus dem Ruhrgebiet, organisiert unter anderem Ausstellungen, auch ein Lexikon rund um die Wurst ist in Planung. Als ihm auffiel, dass es auf seinem Handy zwar eine große Auswahl von Essens-Emojis gab, aber keines für die Currywurst, packte ihn der Ehrgeiz, das zu ändern. Rund 100 Stunden Arbeit hat er seither zusammen mit der befreundeten Hamburger Agentur blood in den Antrag beim Unicode Emoji Subcommittee gesteckt. Das gemeinnützige Unicode-Konsortium, in dem Konzerne wie Microsoft, Apple und Facebook zusammengeschlossen sind, ist der offizielle Herrscher über die Welt der kleinen Symbole und sitzt in Kalifornien.

Currywurst im English Dictionary

„Die Vorgaben für neue Emojis sind ausgesprochen streng“, berichtet Koch. Am Ende werden pro Jahr aus der Vielzahl an eingereichten Vorschlägen nur etwa 30 veröffentlicht. Diese Zahl soll in Zukunft sogar noch sinken. Koch hat trotzdem Hoffnung, dass es von 2023 an ein Currywurst-Emoji geben wird: „Immerhin haben es die Schweizer mit ihrem Käsefondue auch geschafft, ein Emoji zu bekommen. Die Currywurst wird international immer bekannter, man schätzt sie in Metropolen wie New York und London. Seit ein paar Monaten steht das Wort sogar im offiziellen Cambridge Dictionary“, ist der Unternehmer optimistisch. In Kochs Auftrag hat blood bereits die benötigten Grafiken für das Emoji entwickelt, an denen sich dann das endgültige Symbol orientieren soll.  

Die Einzigartigkeit und Relevanz für eine breite User-Gruppe sind wichtige Kriterien für zukünftige Emojis. „Was könnte einzigartiger und relevanter sein als die deutsche Currywurst?“, kommentiert Koch. Das Unicode-Komitee wünscht sich außerdem, dass das Emoji mehrere Bedeutungen hat – eine wörtliche und mindestens eine metaphorische. Daran mangelt es laut Koch nicht: „Die Currywurst steht mit ihren charakteristischen Varianten in Ost und West nicht zuletzt für die kulinarische Vielfalt im wiedervereinigten Deutschland.“ 

Darüber hinaus sollten die Neulinge sowohl alleine und gemeinsam mit anderen Emojis einsetzbar sein. Tim Koch: „Auch hier wird die Currywurst bei der Jury punkten: Denn sie lässt sich zum Beispiel wunderbar mit dem Pommes-, Fussball- oder Bier-Emoji kombinieren, bei anderen Gelegenheiten aber sicher auch mit der Champagnerflasche.“

Currywurst ist Heimat

Tim Koch ist Currywurst-Afficionado, seit ihm seine Mutter als kleinem Jungen die erste selbstgemachte Wurst mit Pommes servierte. „Das war in meiner Kindheit immer etwas Besonderes, eine Art Belohnung.“ Das Thema faszinierte ihn zunehmend, sodass er später mit Freunden den eigenen Curry-Ketchup „Körrisaft“ auf den Markt brachte und für Verlage Imbissbuden testete. 2013 gründete Koch Bobby&Fritz, ein Currywurst-Systemgastronomie-Konzept  mit rund 40 Standorten. Auf Reisen liebt er es, die Currywurst-Buden der jeweiligen Stadt zu erkunden: „Currywurst ist immer auch Heimat, sie schmeckt überall ein bisschen anders. Dieses Kulturgut muss unbedingt erhalten bleiben. Dazu ist es wichtig, dass Handynutzer die Möglichkeit haben, ein entsprechendes Emoji für ihre Kommunikation über die Currywurst zu nutzen.“ 

Wenn er nicht gerade Currywurst testet, unterstützt Tim Koch als Partner der Hamburger tellerrand consulting gemeinsam mit Kerstin Rapp-Schwan, Uli Rohrmayr und Patrick Rüther Gastronomen mit seiner langjährigen Erfahrung in der Profigastronomie und entwickelt und konzipiert neue Gastronomieobjekte. Nebenbei arbeitet er an der Realisierung eines Currywurst-Museums im Ruhrgebiet, wo es unter anderem das sagenumwobene Skelett einer Riesencurrywurst zu sehen geben wird.