Führung in der Gastronomie steht heute vor einer großen Herausforderung: Wie gelingt der Sprung von althergebrachter Hierarchie zur modernen, mitarbeiterzentrierten Führung? Dabei könnten drei provokante Fragen helfen, die vieles auf den Kopf stellen – und genau deshalb so wertvoll sind.

Frage 1: Wenn dein Team die Schichtpläne selbst gestalten dürfte, würde das funktionieren?

Die erste Reaktion vieler Chefs: „Nein, auf keinen Fall!“ Doch halt! Woher kommt diese Skepsis? Ist es Angst vor Kontrollverlust, mangelndes Vertrauen oder schlicht die Gewohnheit, alles selbst bestimmen zu wollen? Tatsächlich zeigen Studien und Praxisbeispiele, dass selbst organisierte Schichtpläne hervorragend funktionieren können. Mitarbeitende, die ihre Zeit eigenständig organisieren dürfen, fühlen sich nicht nur wertgeschätzt, sondern übernehmen oft mehr Verantwortung als erwartet.

Falls du dir vorstellen kannst, dass dein Team das schafft: Warum gibst du ihnen diese Möglichkeit nicht längst? Ein Team, das Vertrauen spürt, gibt dieses Vertrauen vielfach zurück.

Frage 2: Wenn deine Mitarbeitenden ihr Gehalt selbst bestimmen könnten – würde das klappen?

Zugegeben, diese Frage klingt für viele Unternehmerinnen und Unternehmer wie der blanke Wahnsinn. „Dann zahlen sich alle doch nur noch Höchstgehälter!“ – oder etwa nicht? Interessanterweise sagen Erfahrungsberichte etwas anderes. Wenn Mitarbeitende transparent nachvollziehen können, wie Gehälter entstehen und welche Verantwortung damit verbunden ist, entscheiden sie oft erstaunlich fair und verantwortungsbewusst.

Würde dein Team diese Verantwortung tragen können? Falls nicht: Was fehlt ihnen, um diese Reife zu erlangen? Welche Kompetenzen, welches Vertrauen müsstest du ihnen zuerst schenken? Und falls du überzeugt bist, dass dein Team dazu fähig wäre – warum bist du dann noch zögerlich?

Frage 3: Wenn dein Team seine Führung selbst wählen dürfte – würdest du gewählt werden?

Jetzt wird’s richtig persönlich. Doch genau das macht diese Frage so wertvoll. Führungskräfte neigen dazu, sich als gesetzt zu betrachten. Aber echte Führung bedeutet, dass Mitarbeitende ihrer Leitung freiwillig folgen – nicht aus Angst oder Gewohnheit, sondern aus Überzeugung.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Team dich wählen würde: Was sind deine Schwachstellen, an denen du dringend arbeiten solltest? Was brauchst du, um eine Führungskraft zu werden, die man freiwillig wählt?

Falls du überzeugt bist, dein Team würde dich erneut wählen – warum gibst du ihm dann nicht die Gelegenheit dazu? Die Legitimation durch das eigene Team stärkt deine Position und setzt Energie frei, von der du vielleicht gar nicht weißt, dass sie existiert.

Neues Denken ist notwendig – und macht Spaß!

Diese Fragen können unbequem sein, doch genau darin liegt ihre Kraft. Sie helfen dir, eingefahrene Strukturen zu hinterfragen, Vertrauen aufzubauen und dein Team aktiv in die Gestaltung seiner Arbeitswelt einzubeziehen.

Die Gastronomie-Branche steht vor gewaltigen Herausforderungen – Fachkräftemangel, hohe Fluktuation, wachsende Ansprüche der neuen Generationen. Führung, wie sie früher einmal war, funktioniert kaum noch. Warum also nicht mutig sein, Neues wagen und dabei entdecken, wie viel Spaß modernes, menschliches und gemeinschaftliches Arbeiten machen kann?

Führung in der Gastronomie – Fazit

Es lohnt sich, den Schritt in eine neue Führungskultur zu gehen – für dein Team, dein Unternehmen und nicht zuletzt für dich selbst. Die Zukunft gehört denen, die mutig vorangehen und gemeinsam mit ihrem Team wachsen.

Denn letztlich ist Führung kein Selbstzweck, sondern dient dazu, Arbeitsplätze zu schaffen, an denen Menschen sich wohlfühlen, wachsen und glücklich sind. In einer Zeit, in der die Welt vor großen Herausforderungen steht, ist es wichtiger denn je, dass wir Orte gestalten, an denen Menschen gern zusammenkommen, gemeinsam Ideen entwickeln und an einer besseren Zukunft arbeiten.

Führung bedeutet, genau diese Räume zu ermöglichen – und genau das ist es, was die Welt heute braucht.