Darf man das Grillgut mit Bier ablöschen?

Grillen ist ein heißes Thema: Wir freuen uns, dass wir für Fragen und Antworten rund um das Thema Sven Dörge, Master of Barbecue, gewinnen konnten. Deswegen fragen wir ihn:

Darf man den Grill mit Bier ablöschen?

Oh ja, was für eine tolle Frage an den Koch. 100 mal gestellt, 100 mal beantwortet und dennoch starten immer wieder diverse Gäste mit dieser innovativen Frage das Grillevent.

Darum hier die ultimative Antwort: Ja! Natürlich darf man Bier über den Grill, über das Fleisch und sogar über den eigenen Kopf gießen! Wer sollte einem das auch verbieten? Es verstößt gegen kein Gesetz, außer das der Vernunft oder das des guten Geschmacks vielleicht, aber darüber kann man ja bekanntlich nicht streiten. Logisch, Fett brennt nämlich!

Die Frage sollte zunächst vielmehr lauten: Warum tun Menschen so etwas? Weil der Grill anfängt zu brennen. Aha, aber warum brennt es plötzlich im Grill? Ganz einfach: Weil fettes oder ölig mariniertes Grillgut über viel zu heißer Glut liegt. Das Fett wird extrem aus dem Fleisch getrieben, die Marinade folgt der Schwerkraft und dieses Gemisch verbrennt dann in der Glut.

Ob Menschen das gut finden, ist schwer zu ergründen, auf jeden Fall tun sie es und wer es mag, soll es brennen lassen und dann Bier drüber schütten. Für diejenigen, die es nicht gut finden, wenn es im Grill anfängt zu brennen und die Frage nicht beantwortet bekommen, ob und wie man das ändern kann, hier die eigentliche Frage: Wie kann ich verhindern, dass es im Grill anfängt zu brennen?

Eine ernst gemeinte Antwort werde ich darauf nicht geben, denn das eigene Denken mag ich niemandem abnehmen. Nur soviel: Ja, man kann das Brennen im Grill ganz leicht verhindern! Es geht um zu heiße Glut, um zu viel Glut und um zu viel Fett. Viel Spaß beim Tüfteln!

Aber noch ein unergründliches Phänomen kommt in diesem Zusammenhang zum Vorschein: Das Argument, Fleisch würde nach dem Ablöschen mit Bier viel besser schmecken. Dieser Auswuchs an Selbstsuggestion wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben!

Man muss sich das mal vorstellen: Im Grill brennt es und man schüttet Bier in die brennende Glut, was passiert? Die Flammen sind aus, gut. Aber was noch? Das Bier verdampft schlagartig und schießt mitsamt einer guten Handvoll Asche in die Höhe, gehindert am Fleisch, das da auf dem Rost im Weg liegt. Wo bleibt der ganze Dreck? Am Fleisch natürlich! Und das soll dann besser schmecken?

Dass die Geschmacksknospen des überzivilisierten Menschen dank Fast-Food und Fertiggerichten in den letzten Jahrzehnten arg verkümmert sind, ist ja hinlänglich bekannt, aber ist es tatsächlich schon so schlimm? Oder sind diese Zeitgenossen durch Dschungelcamp und Mario Barth inzwischen schon derart verblödet, dass sie dreckiges Fleisch und schales Bier zu kulinarischen Highlights erklären?

Ja, aber das Aroma!? Welches Aroma? Das Fleisch hatte großzügig gerechnet 3 Sekunden lang Kontakt mit dem bereits angebratenen Fleisch, 2 Sekunden in flüssigem und 1 Sekunde in gasförmigem Zustand. Wer an diese Turbo-Geschmacksübertragung glaubt, soll es tun, aber dann künftig auch den Stand der Gestirne beim Grillieren berücksichtigen.

Für all jene, denen als letztes Argument noch der tolle Geruch des verbrannten Bieres einfällt, hier dann doch noch ein praktischer Tipp: Man entzünde zusätzlich eine kleine Schale mit Holzkohle und sprühe in regelmäßigen Abständen einen feinen Biernebel in die Glut. Riecht gut und unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz!

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