Mehr denn je ist Authentizität gefragt, so auch beim Service in den Restaurants dieser Welt. Doch weit gefehlt, denn seit geraumer Zeit hat sich ein vermeintlicher Standard etabliert, der so rein gar keine Authentizität vermittelt. Gemeint ist hier das akribische Aufsagen der Inhalte von gerade aufgetischten Speisen.
Das Szenario (Vor einiger Zeit selbst in Hamburg erlebt und für doof befunden): Der Gast sitzt vor einem Teller köstlich duftender Suppe und möchte gerade seinen Löffel in dieses Objekt seiner Begierde hineintauchen, und nichts kann ihn davon abhalten, denkt er zumindest. Denn vor ihm steht der Servicemitarbeiter mit leicht gequältem Gesicht, ist er doch verpflichtet sein Sprüchlein aufzusagen.
Schließlich befindet sich der Gast in einem exklusiven Restaurant – ein Ort also, wo man weiß, was Gäste wünschen. Um den Kellner zu erlösen, ist der Gast also brav, lauscht ungebannt den auswendig gelernten und anmutig gehauchten Worten, sagt wiederum brav danke, um sich dann endlich seiner Suppe widmen zu können. Bereits in diesem Moment hat der Gast alles, was der Kellner ihm pflichtbewusst vorgetragen hat, schlichtweg vergessen.
Irgendwie doch sehr unverständlich, dass sich gerade Restaurants, die sich der besseren Klassifizierung verschrieben haben, hartnäckig an diesem für viele Beteiligte doch recht unangenehmen Ritual festhalten. Das fängt schon bei der Brotauswahl an, die vor dem ersten Gang gereicht wird. Wenn es sich dann auch noch um fünf verschiedene Sorten handelt, lässt sich leicht nachvollziehen, wie lange es dauert, bis der Service mit dem Erklären aller Sorten denn auch durch ist. Wohlgemerkt – Bei einem Geschäftsessen mit einer Stunde Zeit ist jede Sekunde kostbar und das Erfahren der Inhaltsstoffe von Brotsorte eins bis fünf alles andere als interessant, sondern lediglich eines: Zeitraubend.
Und genau das spürt der Service – und das ist auch gut so – steckt aber in der Misere, dass sein Vorgesetzter mit Argusaugen darauf wacht, ob denn auch das Sprüchlein ordnungsgemäß an den Gast getragen wurde. Und genau das spürt auch wiederum der Gast. Bingo, wieder ein Restaurant, wo der Service auf dieses langweilige “Wir sind ein gehobenes Restaurant Schema” gedrillt wird, ohne eigene Persönlichkeit zeigen zu dürfen.
Die Lösung ist: Mehr Vertrauen in den Service
Um aus dieser Misere rauszukommen, ist die Lösung ganz einfach: Haben Sie Vertrauen in die Fähigkeiten Ihres Servicepersonals. Gutes Personal weiß, was der Gast wünscht, wann der Gast etwas wissen, und wann er in Ruhe gelassen werden möchte. Hören Sie also auf mit diesem Einheitsdrill, der alles ist, nur nicht einzigartig. Und fangen Sie erst gar nicht damit an, wenn Sie sich zu Höherem berufen fühlen.
Der Gast erinnert sich an den Service
Denn eines ist gewiss: Je mehr Gesicht der Service für den Gast bekommt und sich in seinem Gedächtnis breitmacht, umso mehr besteht die zusätzliche Chance, dass dieser Gast wiederkommt und sogar weiterempfiehlt. So könnte es zum Beispiel lauten: “Wow, ich war heute in dem 4 Sterne Laden dort drüben. Super Essen, sag ich Dir. Und weißt Du was, der Kellner merkt sofort, wenn Du keine Zeit hast und haut Dir nicht die Zutaten in diesen ellenlangen Tiraden vor den Latz. Eine wahre Wohltat und ein echter Typ ist das auch noch. Wenn Du mal mit Deinen Partnern schnell was Gutes essen willst, bestellst Du am besten direkt einen Tisch bei ihm. Henry heißt er übrigens – grüß ihn von mir, wenn Du mal da bist.”
Na also, geht doch 🙂