Hygiene - Die Sache mit der Ampel

Hygiene – Die Sache mit der Ampel

Die Idee mit der Hygiene-Ampel ist derzeit wieder groß im Gespräch. Erschreckend dabei ist vor allen Dingen, dass sich auch Köche wie Tim Mälzer vor den Karren spannen lassen und sich für die Einführung einer Ampel stark machen. Als Köche sollten sie – im Gegensatz zu den Journalisten und Verbraucherschützern – wissen, was Kontrolle und Hygiene in der gastronomischen Praxis bedeutet.

Das Problem ist doch die fehlende Kontrolle – es gibt Betriebe, die seit mehr als zehn Jahren nicht kontrolliert worden. Wenn diese Betriebe die vorgeschriebene Hygiene vernachlässigen (über die Berufs-Ehre rede ich besser nicht), dann wird nach momentanen Recht an diesen Läden auch keine Ampel hängen. Damit ist der erste Teil der ach so großartigen Idee schon erledigt.

Der zweite Aspekt ist, dass die Lebensmittel-Kontrollen eine staatliche Aufgabe sind. Wie der TÜV. Wenn jemand auf die Idee käme, eine Ampel für Autos zu fordern und Autos mit defekten Bremsen mit Warnschildern versehen möchte, wäre der Aufschrei groß. Doch nichts anderes ist der Vorschlag mit der Ampel.

Ampel hin oder her: Nach aktuellem Recht muss ein Betrieb, der im Umgang mit Lebensmitteln und bei deren Zubereitung nicht sauber arbeitet, geschlossen werden. Ist der Zustand des Betriebes fraglich oder kritisch, so wird eine Verwarnung ausgesprochen, je nach Zustand kann der Laden bis zur Nachkontrolle geöffnet bleiben oder nach der Kontrolle wieder eröffnen, ohne die Konzession neu beantragen zu müssen.

Wir sprachen mit einem Kontrolleur in Hamburg, der seit über 20 Jahren im Außendienst die Kontrollen durchführt, über die geplante Ampel. Seine Aussage bestätigt uns: „Wenn die Hygiene nicht gegeben ist, dann hängt ein Schild vor der Tür, auf dem steht: Behördlich geschlossen. Das ist die rote Ampel. Die gelbe ist Auslegungssache – eben eine Verwarnung und da kommt es darauf an, wie gut der Betriebs-Verantwortliche mitdenkt. Wenn die kurzfristige Schließung zur Beseitigung der Mängel nach außen als Wasserschaden oder Renovierung verkauft wird, ist das in Ordnung, wenn der Betrieb danach einwandfrei die Bestimmungen einhält. Und wenn wir nichts zu beanstanden haben, braucht es auch keine grüne Ampel. Ein Betrieb, der kleine Mängel wie nicht richtig schließende Mülleimer aufweist, müsste nach dem Ampel-Prinzip trotz Nachbesserung in kurzer Zeit eine gelbe Ampel haben – das kann doch nicht der Sinn von solchen Vorschlägen sein. Außerdem würde es reichen, wenn wir so viel Mitarbeiter hätten, dass wir jeden Betrieb jährlich kontrollieren könnten.“

Die viel und laut geforderte Ampel würde bedeuten, dass ein Betrieb, der seine Pflichten im Umgang mit Lebensmitteln nicht erfüllt und Krankheiten und Seuchen riskiert, zukünftig weiter öffnen darf, aber einen Hinweis anbringen muss, dass er nicht so „richtig wirklich und überhaupt“ sauber ist?