Von Weihenstephan in die Welt – Das Freisinger Bier geht auf Reisen
Der Weihenstephaner Berg genießt weltweit als „Mekka der Braukunst“ einen herausragenden Ruf. Denn hier vereint sich auf einzigartige Art und Weise Wissenschaft, Forschung und Tradition. Begründet durch diese einzigartigen Faktoren und ausgebaut durch eine klare strategische Zielrichtung gehört die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan zu einer der noch wenigen Brauereien in Deutschland, die nach wie vor mit einem stetigen Wachstum gesegnet sind. Nachdem der deutsche Biermarkt gesättigt und der Brauerbund seit mehreren Jahren bereits eine rückläufige Nachfrage des Pro-Kopf-Konsums in Deutschland verzeichnete, setzte die Brauerei, neben einem weiteren Ausbau des nationalen Geschäfts, verstärkt auch auf den Export.
Die Entwicklung des Exportgeschäftes der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan
Das Exportgeschäft ist sicherlich keine Erfindung der Brauerei Weihenstephan, hat aber eine längere Tradition, als man es vermuten könnte. Bereits 1872 wurden die ersten Geschäfte mit dem Ausland getätigt. Hauptsächlich in Übersee lag der Absatzmarkt der in den Biersteuerbüchern ausgewiesenen 276.000 Flaschen Bier. Im Jahr 2000 lag die Anzahl bei elf Exportländern. Nach der strategischen Neuausrichtung der Brauerei erhöhte sich die Anzahl innerhalb der ersten zehn Jahre auf 41, bis hin zum heutigen Stand von über 50 Ländern. Wie schon im Jahre 1872 liegt der stärkste Absatzmarkt auch fast 150 Jahre später wieder in den USA. Heute werden natürlich nicht nur Flaschen, sondern auch Fassware in die USA verschifft. Umgerechnet gehen jedes Jahr mehr als 13 Millionen Flaschen vom Weihenstephaner Berg auf die Reise in die Vereinigten Staaten. Weitere wichtige Länder sind Italien, Österreich, Frankreich, die Niederlande, aber auch Israel oder Südkorea. Damit wird mittlerweile mehr als die Hälfte des Umsatzes der Brauerei Weihenstephan im Ausland generiert.
Der Export vom Logistikzentrum in über 50 Länder
Seit Mitte 2019 wird die komplette Logistik, national und international, über das Logistikzentrum an vier Rampen zur Container Be- und Entladung und drei Staplerverladeplätzen im Gewerbegebiet Clemensänger in Freising abgewickelt. Das Logistikzentrum wurde notwendig, da das Platzangebot am Weihenstephaner Berg nicht mehr ausreichte.
Das Logistikzentrum ist der entscheidende Dreh- und Angelpunkt für einen erfolgreichen und reibungslos ablaufenden Export der Weihenstephaner Bierspezialitäten zu den Geschäftspartnern in über 50 Länder. Die Anzahl der belieferten Länder bedeutet eine große Herausforderung unterschiedlichster Gebinde mit Etiketten in den verschiedenen Sprachen, die die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan im Logistikzentrum bestens bedienen kann.
Alle wichtigen Kriterien – Brauereinähe, günstige Verkehrsanbindung, ausreichend Fläche, um die gewünschten Gebäudeelemente unterzubringen – sind am Standort des Logistikzentrums gegeben. Die kontinuierliche Belieferung aller Geschäftspartner im In- und Ausland läuft von dort aus. Alle wichtigen Prozesse der Brauerei liegen dadurch in der eigenen Hand auf höchstem Qualitätsniveau, von der Produktion über die Verpackung bis hin zur Verladung. Durch die Bündelung der Prozesse müssen weniger LKWs eingesetzt werden, die zudem immer mit voller Auslastung fahren. Es fallen keine zusätzlichen Fahrten zum Dienstleister an, womit die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan nicht nur Ressourcen spart, sondern auch umweltschonend und nachhaltig agiert. Ein weiterer Vorteil des Logistikzentrums liegt darin, dass die Brauerei über ein überdachtes Winterlager verfügt und damit im Herbst keine Außenlager für Leergut benötigt. Die Lagerhallen des Logistikzentrums der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan mit einer Gebäudehöhe von 12,5 Metern umfassen 10.700 Quadratmeter überdachte Fläche.
Brand Ambassador in Weihenstephan: Die Marke leben und sich für sie begeistern
Seit Juli 2018 beschäftigt die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan als erste deutsche Brauerei einen Markenbotschafter beziehungsweise Brand Ambassador International, Matthias Ebner. Damit ist die älteste Brauerei der Welt ein Vorreiter in Deutschland und zeigt wieder einmal, dass sie trotz Tradition nicht nur im Brauhandwerk, sondern auch in Sachen Marketing und Personalplanung ein sehr modernes Unternehmen ist. Matthias Ebner ist dafür verantwortlich, auf internationalem Parkett die Marke Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan zu vertreten und ihr einen persönlichen Touch zu geben.
Bei der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan wird der Export als eigenständiges Geschäftsfeld neben nationalem Handel und Gastronomie gesehen, das mittlerweile über die Hälfte vom Umsatz ausmacht. Die 16 Bierspezialitäten sind heute in über 50 Ländern weltweit erhältlich.
Exkurs: Was ist ein Exportbier?
Neben dem Export als Handelsbegriff mit dem Ausland gibt es auch noch das Export als Bier. Exportbier, kurz genannt Export, ist ein untergäriges Vollbier mit einer Stammwürze von 12 bis 14 Grad Plato und einem Alkoholgehalt von über 5 %. Es ist, wie es schon der Name verrät, ursprünglich zum Export gebraut und für den Versand auch nach Übersee vorgesehen worden. Der Unterschied zum Lagerbier ist ein stärkeres Einbrauen, wodurch der Alkoholgehalt etwas ansteigt und das Bier damit haltbarer gemacht wird.
Zitate
„Bayerisches Bier ist eine internationale Institution und Weißbier ein Exportschlager. Das Kernprodukt konkurriert nicht mit den untergärigen Bieren im jeweiligen Land. Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan ist auch Teil eines globalen Netzwerks, unter anderem weil es weltweit Braumeister gibt, die am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München studiert haben. Das sind optimale Voraussetzungen für den Ausbau unseres Exportgeschäfts.“
Prof. Dr. Josef Schrädler, Brauereidirektor der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan
„Wir setzen Veranstaltungen und Verkostungen in vielen Ländern um, machen so die Marke erlebbar und vermitteln wichtige Argumente für die tägliche Praxis. Es ist etwas ganz Einzigartiges und Wertvolles, dass wir an einem Ort die Brauerei mit Produktion und die Lehre sowie Forschung in Form der Universität vereinen. Der Bekanntheitsgrad der Marke Weihenstephan generell betrachtet, Brauerei und Universität zusammengenommen, ist weltweit sehr groß und ein Markenbotschafter von Weihenstephan verfolgt in erster Linie die Aufgabe, die Marke mit Leben zu füllen, als Person Importeuren, Geschäftspartnern und Bierbegeisterten international die Geschichte der Brauerei sowie die Besonderheiten unserer Biere zu erklären. Es ist einfach glaubwürdiger, wenn die Geschichte, der Brauprozess, die Besonderheiten von Weihenstephan durch eine zusätzliche Person mit hoher Anerkennung, wie ein Braumeister oder ein Markenbotschafter mit fachlichem Background, vermittelt wird; ein Kollege oder eine Kollegin, die zudem nicht mit Verkaufsaktivitäten verbunden wird.“
Marcus Englet, Exportleiter der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan
Wussten Sie schon (…)?
… wie Weihenstephan zum Exportschlager wurde?
Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan eroberte die Fans in jedem Land nach der gleichen Strategie. Zunächst wurde die Marke in der Gastronomie eingeführt und bekannt gemacht. Die Zielsetzung ist stets eine flächendeckende Fangemeinde zu bilden, die die Weihenstephaner Bierspezialitäten in der Gastronomie erstmals erleben durfte und vorerst auch nur dort erhält. Wenn die Begeisterung entsprechend hoch und die Nachfrage gegeben war, wurde ein Rollout im Handel ins Auge gefasst. Eine strategische Vorgehensweise, die ein wenig Geduld erforderte. Nach zwei bis drei Jahren steigerte sich der Absatz laut Unternehmensangaben in der Regel exponentiell. So ist etwa Israel heute drittstärkstes Exportland für die bayerischen Bierbrauer aus Freising. In Tel Aviv führt fast jede Szenekneipe Weihenstephan; ein klarer Beweis, dass die Taktik der ältesten Brauerei aufgegangen ist.
… dass das Weihenstephaner Weißbier weltweit am beliebtesten ist?
Alle Weltregionen bekommen das gleiche Portfolio, denn Weihenstephan versteht sich als Sortimentsbrauerei. In der Regel startet die Brauerei in einem neuen Land mit dem Exportschlager Weißbier. Erhältlich ist in den USA ein großer Teil des Weihenstephaner Sortiments. Neben den Klassikern Hefeweißbier und Original Helles gibt es auch den Vitus, das Festbier und viele weitere Biere aus dem Hause Weihenstephan.
… dass das Vertriebsteam der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan mit Partnern in über 50 Ländern zusammenarbeitet?
Mit den Importeuren und Geschäftspartnern aus über 50 Ländern ist das internationale Vertriebsteam der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan in kontinuierlichem Austausch. Sie alle sind interessiert an den Bierspezialitäten, der bayerischen Brautradition sowie Bierkultur und was die Marke Weihenstephan prägt sowie ausmacht, um ihre Kunden beraten und mit spannenden Einblicken versorgen zu können. Der Brand Ambassador als Teil des Export-Teams ist dafür verantwortlich, auf internationalem Parkett die Marke Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan zu vertreten, ihr einen persönlichen Touch zu geben und die Historie und Expertise der Brauerei nach außen zu tragen. Diese Expertise schätzen Importeure wie Geschäftspartner und freuen sich, wenn der Marken Botschafter persönlich bei Veranstaltungen vor Ort ist oder sie in Videokonferenzen in die Weihenstephaner Welt einführt.
… wie bekannt die Marke Weihenstephan national und international ist?
Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan mit ihrer Philosophie als Spezialitätenmarke ist seit vielen Jahren auf dem nationalen und internationalen Markt sehr erfolgreich positioniert und stellt mit ihren derzeit 16 Bierspezialitäten ein breites Produktsortiment zur Auswahl: vom Hefeweißbier über das Kristall- bis hin zum alkoholfreien Weißbier, vom klassisch-bayrischen Hellen und beliebten Pils bis hin zum fruchtig-frischen Weizenbock Vitus. Die Bierspezialitäten der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan findet man mittlerweile in über 50 Ländern der Erde und sie repräsentiert als starke Marke Bayern und bayerisches Bier als hohes Kulturgut weltweit. Die Bierspezialitäten der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan findet man in unterschiedlichsten Gebindeformen vom Fass über Flaschen bis zu Dosen.
… in welchen Ländern am meisten Bier getrunken wird?
Tschechien ist das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Bier. Im Jahr 2020 summierte sich der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum auf rund 182 Liter. Im Ranking folgen Österreich, Polen und Rumänien. Der Bierkonsum der europäischen Länder ist deutlich höher als der Bierkonsum der restlichen Welt. In Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 92,4 Liter (2020) und der Exportanteil bei 15.035.000 Hektolitern.
Drei Fragen an …
Marcus Englet, Exportleiter der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan
Seit wann sind Sie bei der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan und was ist Ihr Aufgabenfeld?
Ich bin seit 1998 in der Brauerei im Export tätig und wurde zur Kundenbetreuung und Ausweitung des Länderportfolios eingestellt. Damals habe ich die sieben Exportländer Österreich, Luxemburg, Schweiz, Niederlande, Südtirol, Schweden und die USA sowie viele weitere deutsche Bundesländer außerhalb Bayerns betreut und war außerdem für das Marketing verantwortlich. Meine beiden Leidenschaften Bier und Reisen kann ich als Exportleiter bei der Bayerischen Staatsbrauerei bestens verbinden. Diese Kombination hat mich damals überzeugt und tut es auch heute noch.
Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan arbeitet mit Importeuren zusammen, die die Marke gut kennen und den Vertrieb sowie die Kommunikation in den jeweiligen Ländern übernehmen. Wie hat sich der Export über die Jahre entwickelt? Worauf wird bei der Auswahl eines Importeurs geachtet und wie läuft die Kommunikation mit den Importeuren ab?
Als ich bei Weihenstephan angefangen habe, hatte der Export noch keine strategische Ausrichtung oder die Zielvorgabe, dass eine bestimmte Anzahl von Ländern in einem vorgegebenen Zeitraum akquiriert werden sollte. Es hat sich über die Jahre ein organisches Wachstum entwickelt und – um ehrlich zu sein – ist es in den vielen Fällen so gewesen, dass wir gar nicht aktiv waren, sondern die Importeure verschiedenster Länder auf uns zugekommen sind. Wir haben damals Anfragen von Ländern erhalten, die auch heute nach 20 Jahren noch als Partner an unserer Seite sind.
Wenn wir uns entschieden haben, ein weiteres Land zu beliefern, dann gehen wir zur Verbreitung der Marke sehr strategisch vor: In der Regel führen wir die Marke über die Gastronomie ein, bevor dann in einem zweiten Schritt der Handel ins Spiel kommt. Die Importeure oder Geschäftspartner in den jeweiligen Ländern haben unterschiedliche Hintergründe oder Zielsetzungen für eine Zusammenarbeit mit uns. Verschiedenste Brauereien wenden sich beispielsweise an uns, die entweder ihr eigenes Portfolio mit einer bayerischen Marke beleben oder eine Lücke mit einer oder mehreren Bierspezialitäten schließen möchten. Ein Ausschlusskriterium für uns ist es aber, wenn wir nur ein Bier von vielen im Portfolio sind. Der Weihenstephaner Spirit sollte auf jeden Fall auch bei den Importeuren zu spüren sein und gelebt werden. Mit der Ausnahme von Österreich, gibt es in jedem Land, egal welcher Größe, nur einen Importeur, damit es zu keinen Überschneidungen im jeweiligen Vertriebsgebiet kommen kann. Der persönliche Kontakt steht dabei an erster Stelle. Unsere Beziehungen zu den Importeuren sind weit mehr als nur ein Handelsgeschäft und aus Geschäftspartner werden oftmals echte Freunde. Größere Kunden laden wir dann gerne auch zu uns in die Brauerei auf dem Weihenstephaner Berg ein und wir besuchen sie regelmäßig vor Ort. Auch in anderen Ländern gibt es viele Feste, die mit unserem Bier in Verbindung gebracht werden – unsere Anwesenheit ist da natürlich sehr wichtig. Immer wieder spannend ist es, unsere bayerischen Biere auch in einer anderen Kultur und anderen Umgebungen zu sehen und zu erleben. Der alltägliche Austausch und Informationsfluss mit ihnen läuft über unser neu eingeführtes Brandportal. Dort stellen wir Neuigkeiten online und aktuelle Informationen sind täglich abrufbar. Die Idee dahinter ist es, dass auch die verschiedenen Kundenkulturen über die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan voneinander lernen und sich austauschen können.
Wo gibt es die stärkste Fangemeinde für die Weihenstephaner Bierspezialitäten?
Israel ist derzeit unser drittgrößter Markt und dort haben wir wahrscheinlich auch unsere größte Fangemeinde. Mit unserem israelischen Importeur feiern wir nächstes Jahr bereits unser 20-jähriges Jubiläum. Als erste Brauerei haben wir das Weißbier dort etabliert und den Markt dann schrittweise weiter aufgebaut. Erhältlich war dieses in den ersten zwölf Jahren nur als Fassbier in der Gastronomie. Mittlerweile sind wir im ganzen Land vertreten und die Markenbekanntheit ist riesig. Es ist toll zu sehen, wie unsere Marke und unser Bier dort rezipiert werden. Auch die Aromen der israelischen Küche, die sich aus dem arabischen, mediterranen Bereich und dem osteuropäischen Bereich nährt, passen super zu den Weihenstephaner Bierspezialitäten.
Genuss pur!
Das Weihenstephaner Hefeweißbier ist der Exportschlager Nummer 1 der ältesten Brauerei der Welt! Erhältlich ist das Weihenstephaner Hefeweißbier in über 50 verschiedenen Ländern weltweit.
Zahlen, Daten, Fakten
Alle 16 Bierspezialitäten der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan werden am Weihenstephaner Berg in Freising produziert und von dort aus als Fass- oder Flaschenware in über 50 Länder exportiert.
USA, Italien und Israel sind heute die Hauptexportländer der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan.
Das Weihenstephaner Hefeweißbier und das Weihenstephaner Original Helles sind die Exportschlager in der Brauerei.
Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan ist mit einem eigenen Biergarten auf dem „Oktoberfest Zinzinnati“ vertreten, dem größten der USA und zweitgrößten der Welt (nach München).
Beinahe 50:50 beträgt der Anteil von Fass- und Flaschenware der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan im Export.
Quelle für Bilder und Text: Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan
